Ethik

In vielen Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten sind in den letzten Jahren Ethikzirkel und Ethikkomitees entstanden, wurden ethische Leitbilder entworfen und Mitarbeitende weiter gebildet. Bislang hat Ethik jedoch nur wenig Einzug gehalten in die alltäglichen Strukturen und Prozesse im Gesundheitswesen.
Es ist ein elementares Wesensmerkmal des christlichen Glaubens, dass Leid, Hilflosigkeit, Widersprüche und das Sterben Facetten des menschlichen Lebens sind, die nicht verdrängt und ausgegrenzt werden. Die Begleitung und Beratung in diesen Situationen und ihren ethischen Konflikten ist ein originäres diakonisches Arbeitsfeld. Dieses Feld strukturiert zu bearbeiten, kann einen wesentlichen Beitrag zur Profilierung diakonischer Einrichtungen leisten

Organisationsethik ist...

der Ort, an dem eine Organisation die eigenen basalen Widersprüche kollektiv und systematisch reflektiert, kommuniziert, nach Lösungen sucht oder sie aushält.
Ziel ist es, bleibende Widersprüche im Gefüge von Gesamtorganisationen in eine entweder produktive oder erträgliche Konstellation zu bringen. (Heller)

Organisationsethik als...

  • Differenzsetzung zum Alltag der Organisation, zu ihren Routinen und ökonomischen/sozialtechnischen Sachzwängen;
  • Erlaubnis der Organisation, sich selbst zu reflektieren und gemeinsam Entscheidungen zu treffen, die nicht aus der Logik einer Profession oder Disziplin gefunden werden können.
  • Organisation einer anlass- und situationsbezogenen Kommunikation und Initiierung eines Aushandlungsprozesses.
  • Reflektion von Rationalität und Emotionalität: auch Gefühle sind Quelle ethischer Erkenntnis und Orientierung in Entscheidungsprozessen.

Beispiele für Entscheidungsfelder der Organisationsethik sind:
Medizinisch-ökonomische Entscheidungen, Personalentscheidungen,
Organisationsentscheidungen, Entscheidungen zum Leistungsangebot und Marketingentscheidungen.

Klinische Ethikberatung ist...

ein Teilbereich der Organisationsethik. In konkreten Entscheidungssituationen, in denen nicht allen Beteiligten klar ist und Einigkeit darüber herrscht, welche Maßnahmen für den betroffenen Patienten/Bewohner die Beste ist, will klinische Ethikberatung eine Hilfestellung für alle Beteiligten sein und die Qualität der Dienstleistung sicherstellen. Ethikberatung dient ausdrücklich nicht dazu, über die Behandlung des Patienten zu urteilen, bestehende Verantwortlichkeiten aufzuheben und evtl. anhaltende Teamprobleme zu lösen. Sie dient vielmehr dazu, bei der Suche nach einer ethisch begründeten und für alle Beteiligten nachvollziehbaren Entscheidung zu helfen.

Beispiele für konkrete Entscheidungssituationen sind...

  • Fragen zur Therapiebegrenzung
  • unklare Situationen in Bezug auf den Willen des Patienten
  • Späte Schwangerschaftsabbrüche
  • der Umgang mit Sterbeprozessen
  • der Einsatz von PEG-Sonden sowie
  • generell Konflikte, die aus diesen Themen entstehen etc.

Ideenskizze

  • Organisation Organisationsethischer Entscheidungsverfahren mit den dazu gehörigen Strukturen und Prozessen;
  • Einrichtung von „Reflexionsoasen“ der verschiedenen Arbeitsteams als Bestandteil im Arbeitsalltag;
  • Flächendeckende Einführung von Klinischer Ethikberatung mit interprofessionellen Fallbesprechungen;
  • Etablierung eines „Ethik-Handys“.
  • Sensibilisierung für und Enttabuisierung von ethischen Konfliktthemen, z.B. Spätabbrüche in Diakonischen Krankenhäusern
  • Fort- und Weiterbildungen